Das Bild zeigt eine Gruppe Menschen in der Sonne. Unser Autor teilt seine Erkenntnisse des Kommunikationskongress 2018 mit Ihnen.

Kommunikatoren sollten mehr wagen

Zurück vom Kommunikationskongress in Berlin: Zwei Tage Impulse, Vorträge, Best-Practices und vor allem spannende Diskussionen mit anderen Kommunikatoren. Hier sind meine persönlichen fünf Take-Aways. Freue mich auf die Diskussion mit Euch.

1. Längst hat die digitale Kommunikation die analoge überholt. Kommunikation findet heute weitgehend im digitalen Raum statt, Kommunikationskrisen sind immer zuerst digitale Krisen. Darüber herrscht inzwischen weitgehend Einigkeit. Überzeugende ganzheitliche Digitalstrategien, Visionen gar, sind jedoch im Kommunikationsgewerbe immer noch Mangelware – stattdessen weiterhin viel Stückwerk.

2. In Zeiten des Umbruchs wird Erfahrung zur Falle. Anstatt nach neuen Lösungen zu suchen, verleitet Sie uns dazu, die alten Strategien zu intensivieren, mit denen wir bislang erfolgreich waren. Der Modus der Erfahrung hilft aber nicht weiter, wenn sich die Überlebensbedingungen radikal verändert haben. Dann wird Erfahrung zur Falle.

3. Mehr wagen, mehr ausprobieren. WhatsApp als Kommunikationskanal wird sträflich unterschätzt. Künstliche Intelligenz ist auch in der Kommunikation auf dem Vormarsch. Keine Angst vor Experimenten, keine Angst vor Fehlern.

4. Eines bleibt: Ohne Content ist alles Nichts. Wenn wir die Menschen erreichen wollen, brauchen wir klare Botschaften und gute Geschichten, eine einfache, verständliche Sprache, Haltung und Empathie. Mehr Humor wagen.

5. Das Motto des Kongresses war Mut. Aber geht es wirklich darum, mehr Mut zu haben? Harald Welzer hat zurecht darauf hingewiesen, dass wir in einem funktionierenden Rechtstaat leben, in dem jeder frei und weitgehend ohne Risiko seine Meinung äußern darf. Dazu braucht es keinen Mut, nur Haltung. Mutig sind Menschen, die das in einem autoritären Regime tun und dafür Gefängnis oder Schlimmeres riskieren. Aber wenn die Demokratie gefährdet ist, wenn Grundrechte in Frage gestellt werden und es salonfähig wird, scheinbar unverrückbare Werte in Frage zu stellen, dann wird es wichtig, sich zu engagieren und klar Position zu beziehen. Und das gilt durchaus auch für Unternehmen und Manager. (Fußnote: Während Deutschlands Kommunikatoren über Mut sprechen, ist wenige Metern weiter der türkische Staatspräsident zum Staatsbesuch. Zufälle gibt’s…)